Interview 01/18
Rhevo weckt Innovationsgeist
Von der Idee zum neuen Produkt
Tobias Bratz Petra Finke Henning Wagner
Herr Wagner, wie viele Projekte sind aktuell noch im Rennen?
Wagner: Wir haben nach Kick-off, Pitch und mehreren Finanzierungsrunden derzeit 16 Teams, die an ihren Projekten arbeiten.
Und wie ausgereift sind die Ideen schon?
Finke: Das Grundprinzip von Rhevo ist es, ein Produkt früh am Markt zu testen. Einige Teams haben für ihre Idee bereits Aufträge generiert, andere entwickeln noch Marketingstrategien. Das ist bei allen unterschiedlich.
Wagner: Unsere Finanzierungsrunden sind jeweils für drei Monate angesetzt. Allerdings ist das Umsetzungstempo der Teams mittlerweile individueller als anfänglich. Über Feedback Schleifen stellen die Teams ihren aktuellen Stand vor und erhalten, wenn sie weiterhin überzeugen, Ressourcen und Unterstützung zum Erreichen der nächsten Stufe.
Warum hat Rhenus die Initiative Rhevo überhaupt ins Leben gerufen?
Finke: Wir wussten, dass in unseren Mitarbeitern ein großes Potenzial innovativer Ideen steckt. Schließlich haben sie den direkten Draht zum Kunden und kennen dessen Bedürfnisse und die Märkte genau. Unsere Mitarbeiter haben nicht nur Verbesserungsideen, sondern auch neue Geschäftsmodelle entwickelt.
Bartz: Wir wollten den Teilnehmern die Möglichkeit geben, sich frei zu entfalten und ihnen vermitteln, dass ihre Ideen wertvoll für uns sind. Wir haben eine strukturierte Spielwiese geschaffen.
Blicken wir noch mal zurück. Was passierte mit den anfänglichen 170 Ideen?
Wagner: Die besten Ideen, mehr als 50, haben eine Art Werkzeugkoffer, die Rhevo-Kickbox, bekommen. Darin ist alles, was man für Innovationen braucht: ein Netzwerk an Mentoren aus der Start-up-Szene, die die Teilnehmer gecoacht haben, jede Menge Informationsmaterial, Stift und Papier nebst Schokoriegel, aber auch eine voraufgeladene Kreditkarte und eine Anleitung, wie man eine Idee in drei Monaten validieren kann.
Finke: Wir haben zudem eine Online-Learning-Plattform eingerichtet mit vielen Best-Practice-Beispielen aus der Startup Szene. Darüber hinaus gab es Intensivworkshops, die verschiedene Fähigkeiten geschult haben.
Bartz: Die finanzielle Unterstützung hat eine untergeordnete Rolle gespielt. In der Tat waren Training und Coaching viel wichtiger. Rhevo ist für uns ein ganz wichtiger Bestandteil der Personalentwicklung geworden.
“Du kannst Dir deine Zeit frei einteilen und Deinen Gedanken freien Lauf lassen – unterstützt und motiviert von herausragenden Menschen.“
(Rhevo-Kickbox-Teilnehmerin)
Unternehmergeist
IN DREI MONATEN VON DER IDEE ZUM PRODUKT: DIE RHEVO-KICKBOX
Schokoriegel, Stift und Papier oder auch eine Kreditkarte mit festem Budget: Die Rhevo-Kickbox enthält eine Anleitung, in sechs Etappen zu prüfen, ob eine Idee Geschäftspotenzial hat. Um nicht unnötig zu investieren, ist der Ansatz der Kickbox, schon nach kurzer Zeit Kundenfeedback einzuholen.
Nach welchen Kriterien hat die Jury in den nächsten Runden über eine Förderung entschieden?
Bartz: Es gab mehrere Faktoren. Neben dem Potenzial beispielsweise die Umsetzbarkeit und Qualität.
Finke: Wichtig war uns aber auch eine globale Ausrichtung, also nicht nur eine lokale Perspektive.
Wie international ist Rhevo?
Wagner: Sehr. Unsere Kick-off-Veranstaltungen haben in Deutschland und Thailand stattgefunden. So konnte gleich zu Beginn ein internationaler Austausch stattfinden. Es haben sich zum Beispiel gemischte Teams aus Deutschland und Spanien oder Japan und den Niederlanden gefunden.
Hand aufs Herz: Waren Sie sich innerhalb der Jury immer einig?
Finke (lacht): Beim Pitch haben wir über eine Online-Plattform unsere Stimme geheim abgegeben, später darüber diskutiert und am Ende die Gewinner ausgewählt. Da haben sich unterschiedliche Sichtweisen durchgesetzt.
Verraten Sie uns Ihr Lieblingsprojekt?
Bartz: Das können wir gar nicht sagen, auch, weil sich die Projekte permanent weiterentwickeln. Was uns aber massiv beeindruckt hat, ist der persönliche Einsatz der Teilnehmer. Man spürt, dass sie für ihre Idee brennen.
Welche Vorteile bringt es dem Mitarbeiter, sich an Rhevo zu beteiligen?
Finke: Die Möglichkeit, einen Traum zu verwirklichen. Selbst wenn sich die Idee nicht durchgesetzt hat, bleibt die Erfahrung, es versucht zu haben. Hinzu kommen die Wertschätzung, die Anwendung neuer Methoden und nicht zu vergessen das Recht zu lernen, auch aus Fehlern.
Wagner: Das erworbene Know-how können die Mitarbeiter natürlich auch in ihrem alltäglichen Job nutzen, um beispielsweise eine Idee schnell zu validieren.
Finke: Genau! Auch das internationale Netzwerk, das sich die Teilnehmer durch Rhevo aufbauen konnten, kommt ihnen im Alltag zu Gute. Die Mitarbeiter hätten sich sonst vielleicht nie getroffen!
Welche Fähigkeiten fordert und fördert Rhevo?
Finke: Auf jeden Fall Zielstrebigkeit, Kommunikationsfähigkeit, Fantasie und Kreativität, aber auch eine starke Selbstorganisation, Eigenverantwortung und unternehmerisches Denken. Hinzu kommt ein Gespür dafür, wie man digitale Werkzeuge einsetzen kann.
Man kann Ihre Begeisterung spüren. Wann wird Rhevo denn abgeschlossen sein?
Bartz: Vermutlich gar nicht. Es kann sogar sein, dass wir eine Idee irgendwann auf eigene Beine stellen und als Firma aufbauen. Andererseits kann ein Projekt dann beendet sein, wenn wir es in unsere Abläufe integriert haben.
Jetzt haben Sie sicherlich viele Mitarbeiter motiviert, auch einmal bei Rhevo mitzumachen. Wird es eine Neuauflage geben?
Finke: Ja. Derzeit konzentrieren wir uns aber erst einmal darauf, die bestehenden Teams weiter voranzubringen. Und dann freuen wir uns natürlich auch auf neue Ideen!